Kapitel 17 - "Neue Welt, neue Regeln" (Unbearbeitet)

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Kapitel 17 - „Neue Welt - neue Regeln“


   Der alte Greis namens „Saren“ wirkt zwar recht in die Jahre gekommen, aber nicht senil. Er hat eine selbstbewusste Ausstrahlung, die mich glauben lässt, dass er jedem da draußen den Hintern versohlen könnte, wenn er wollte, ungeachtet seines hohen Alters. An der Lehne seines Sessels ist ein schwer aussehender Speer angelehnt, der zwar prächtig aussieht, aber eindeutig schon bessere Tage erlebt hat. Der schlanke Mann liegt halb in dem, mit Fellen gepolsterten, massiven Sessel und sein langer aber dünner Bart schlängelt sich über seine Brust wie ein Eidechsenschwanz. Seine aufmerksamen Augen beobachten und beurteilen mich zugleich.
Saren: „Es wird Zeit für dich das Nest zu verlassen, junger Vogel. Ich biete dir an, dich bei deinen ersten Schritten zu leiten. Folge heute meinen Anweisungen und nimm dir die Erfahrung und den Rat eines alten Mannes zu Herzen, und du wirst später auch am Ende der Welt nichts zu befürchten haben … das heißt, falls es nochmal eintreten sollte, haaahahah … !“
Der Alte lacht herzhaft und gibt dabei schamlos sein lückenhaftes Gebiss preis.
Die Junge Frau mischt sich nun auch ins Gespräch ein:
???: „Großvater, du machst den Leuten mit deinem Gerede bloß unnötig angst!“
Ich Visiere sie beiläufig an. NPC's scheinen Befehlsgesten völlig zu ignorieren, das macht es für mich einfacher.
{Raela Manrau}
Saren: „Na, und wenn schon! Angst bewahrt einen davor übermütige Dummheiten zu machen!“
Er blickt mich an und hebt belehrend seinen Zeigefinger.
Saren: „Man darf sich nur nicht von seiner eigenen Furcht beherrschen lassen.“
Dem kann ich nicht widersprechen und nicke zustimmend.
Saren: „Das Herz der Menschen hat sich seit den Tagen der großen Katastrophe nicht verändert. Sie haben kaum dazu gelernt. Sie haben einmal das Unheil über uns alle gebracht und sie können es auch wieder tun. Es schadet nicht vorbereitet zu sein!“
Raela: „Wie will man sich den bitte auf so was vorbereiten?“
Saren: „Еs ist das Wesen des Beschwörers, jederzeit auf alles vorbereitet zu sein. Diese Eigenschaft bestimmt seinen Weg, sein Leben, alle seine Endscheidungen. Solche Leute werden es sein, zu denen sich die Verzweifelten in Zeiten der Not wenden werden. Sei stets auf alles Gefasst, und die Leute werden dir irgendwann folgen, so wie deine Kreaturen dir jetzt folgen!“
Nicolas: „ ... Verstehe.“
Das war jetzt überraschend philosophisch, dieser „Ramus“ hat vorhin etwas ähnliches gesagt. Ich vermute dieses „sei auf alles gefasst“ betrifft nicht nur meine Fähigkeiten im Kampf. Es würde mich nicht überraschen wenn meine Klassen-Quests auch so aufgebaut sind. Der Beschwörer ist wohl generell dazu da um als Allrounder gespielt zu werden. Das würde mich aber daran hindern eine Spezialisierung in einem bestimmten Bereich aufzubauen. Das sollte ich im Hinterkopf behalten, wenn ich meine Skills aufwerte, oder neue Ausrüstung erwerbe.
Raela: „Bitte Großvater, er ist nicht hier für deine ideologischen Sprüche, er will seine Prüfung ablegen!
Saren: „Ihr junges Volk habt heute keine Geduld! Keine Zeit um der Erfahrung und der Weisheit der Alten zu lauschen. Das verdammt euch dazu die Fehler vergangener Generationen zu wiederholen!
Er atmet schwermütig auf.
Saren: „Aber meine Enkelin hat recht, es wird zeit zu sehen was du in deiner Ausbildung hier bei uns gelernt hast.
Er deutet mit der Hand zu der Frau, so als würde er sie mir vorstellen wollen.
Saren: „Raela, meine Enkeltochter, ist für die Versorgung unserer kleinen Gemeinschaft hier zuständig, seit kürzerem hat sie ein Problem dabei. Ich will, das du ihr hilfst es zu beheben.
Nicolas: „Natürlich, was soll ich tun?“
Raela: „Mein Problem hat einen Namen: Pirsch-Dachse!“
Sie wirkt plötzlich sichtlich aufgebracht.
Raela: „Diese lästigen, haarigen Viecher fressen unsere Gemüsefelder leer. Wenn wir genug von ihnen töten, werden sie sich vielleicht in Zukunft von unserer Ernte fernhalten. Die Felder liegen draußen vor dem Hof. Töte fünf von ihnen und bring mir die erlegten Tiere, ich kann aus deren Fleisch ein paar leckeren Mahlzeiten zubeiten und die Fälle können wir gut verkaufen. So würden die Biester wenigstens einen Teil des angerichteten Schadens wieder gut machen!
[Eine klassische Tutorial-Quest.]
Nicolas: „Alles klar, ist schon so gut wie erledigt!
{Neue Quest erhalten: „Immer auf den Dachs!“}


   Ich verabschiede mich und verlasse die beiden. Auf dem weg nach draußen begegne ich Tamirat und Nina.
Nicolas: „So, es sieht aus, als würden für mich ab hier die richtigen Quests beginnen. Müsst ihr auch da rein?“
Nina: „Die Frau sagte, wir sollen mit einem Saren sprechen.“
Nicolas: „Ja, der ist wohl so was wie der Häuptling hier. Ich schlage vor, dass ich hier auf euch warte. Wenn ihr fertig seid, sollten wir mal schauen, wo die Anderen sind. Offenbar beginnen nicht alle in diesem Hof.“
Tamirat: „Es wäre gut, ihre neuen Gesichter zu kennen, damit wir uns später wiedererkennen.“
Nicolas: „Ja, und wenn wir uns alle gegenseitig auf die Freundesliste nähmen, erleichtert das auch die Kommunikation. Man hätte auch die Möglichkeit, Gruppen zu bilden.“
Tamirat nickt und die Beiden betreten die Hütte.
Während sie mit Saren reden, nutze ich die Zeit, um mich mit den weitreichenden Menüs vertraut zu machen. Meine erste Maßnahme ist es, einige wichtige Informationen permanent in meinem Sichtbereich, dem sogenannten HUD, anzeigen zu lassen. Wichtig ist für mich im Moment meine Lebens- und Magie-punkte anzeige, die Minimap und die aktuelle Uhrzeit.
[Drei Uhr nachts ...] Der Sonnenaufgang wird noch auf sich warten lassen.
Danach schaue ich mir die pelzige Mütze an, die ich bekommen habe. Abgesehen von einem Rüstungswert von 2, hat sie den nützlichen Effekt, dass sie die Einsatzdauer meiner „Unterwerfen“ und „Beschwören“ Skills um zehn Prozent reduziert. [Ist nicht die Welt, aber immerhin.] Außerdem bietet sie mir einen Bonus auf Kälteresistenz, aber angesichts des milden, sommerlichen Klimas hier bezweifle ich, dass ich das in naher Zukunft brauchen werde.
Bei der Gelegenheit werfe ich auch einen Blick auf die Werte meine Stabes.
{Beschwörer-Stab des Novizen}
{Schaden: 7-10}
{Alle Beschworenen Wesen erhalten +10% HP und teilen 10% mehr Schaden aus, solange der Beschwörer mitkämpft}
Gemeiner kleiner Spezialeffekt. Wenn man den Bonus will, muss man sich selbst die Hände schmutzig machen. Aber davon abgesehen … [Sieben bis zehn Schaden … recht wenig] Mir wird klar, dass mir die Größenvorstellung dieses Spiels von Schaden und Lebenspunkten gar nicht bekannt ist. Beim Letzten Spiel das ich gespielt hatte, begann ich mit 300 Lebenspunkten und meine erste Waffe machte 50 Schaden. Ich werfe einen Blick auf meine eigenen Lebenspunkte.
{HP: 19/19}
[Was? Nur 19 HP? …] Aber dafür 36 MP. Ich bin definitiv nicht als Frontkämpfer geeignet.
Als ich mich gerade den Skills zuwenden möchte, um zu schauen wie meine Fähigkeiten genau funktionieren, fällt mir auf der Minimap ein weißer Punkt auf, der sich aus dem dunklen, unerforschten Bereich her, dem Hof nähert. [Ein NPC? …] Ich vergleiche die Punkte, die den umher stehenden Leuten hier entsprechen. [Nein, die sind grau … Ein Spieler?“] Ich schließe das Menü und erwarte die Ankunft des Unbekannten.
Nur wenige Sekunden später kommt ein mittelgroßer, blonder Mann, mit zerzauster Frisur durch den breiten Eingang. Seine orientalisch anmutende, breite Hose, der dünne Schal den er als Gürtel trägt und vor allem das breite Stirnband, das sein Haar zusammenhält, geben ihm ein recht rebellisches Erscheinungsbild. Abgesehen von der leichten Lederrüstung ist seine Kleidung recht Bunt, wenn auch etwas blass. Beinahe so, als wäre die Farbe während der langen Wüsten-Wanderungen, von der Sonne raus gebrannt worden. Um die Brust trägt er einen Gürtel mit Wurfmessern und einigen anderen Sachen, die ich nicht einordnen kann. An der Hüfte erkenne ich einen Krummen Dolch in einer passenden Scheide.
Er bleibt kurz stehen, schaut sich im Hof um und beginnt dann die Leute der Reihe nach anzuvisieren. Ich tue das mit ihm auch, aber sein Name ist mir Fremd:
{Hermes}
Als er mit dem Anvisieren bei mir ankommt, hebt er grüßend die Hand:
???: „Yo, Nic'!“
Nicolas: „ … Sammy, ich hätte es mir denken können!“
Er kommt zu mir rüber.
Sammy: „Alleine hier?“
Nicolas: „Ich warte auf Tamirat und Nina. Haben wir nicht ausgemacht, das wir unsere echten Namen verwenden? Es war immerhin deine Idee!“
Sammy: „Hab ich auch, aber das was so lang, da habe ich alles bis auf den Spitznahmen ausgeblendet.“
Nicolas: „Das geht?“
Sammy: „Ja, schau mal in den Einstellungen.“
Ich lasse mir die Option von ihm zeigen.
Sammy: „Übrigens, wir treffen uns nachher, gegen fünf, in der Taverne.“
Nicolas: „Ach, hier gibt es eine Taverne?“
Sammy: „Hier durchs Tor raus und dann links, dann kommst du zum Dorf. Wir wollten uns erst mal organisieren, bevor alle auseinander laufen.“
Nicolas: „Ja, das Gleiche haben wir uns auch schon gedacht.“
Sammy: „Alles klar, dann schau ich mal wo der Rest unserer Meute ist. Cooles Outfit übrigens!“
Nicolas: „Danke, deines aber auch!“
Wir verabschieden uns freundschaftlich und er geht hastig davon. Nur wenige Momente danach öffnet sich die Tür zu Sarens Hütte und Nina tritt wieder heraus … allein. Sie schaut sich ein wenig suchend um und kommt dann auf mich zu.
Nicolas: „Na, alles fertig?“
Sie Nickt.
Ich versuche meiner Stimme einen absichtlich heiteren Ton zu geben.
Nicolas: „Wo hast du Tamirat gelassene, philosophiert er mit dem Dorfältesten über denn Sinn des Lebens?“
Das könnte ich ihm locker zutrauen.
Nina: „Ahm … nein, ich war alleine drin ... Wir sind zwar zusammen rein gegangen, aber als ich drin war, war ich er nicht mehr da. Ich dachte er wäre wieder rausgegangen ...“
Sie schaut sich wieder im Hof um.
Nicolas: „Nein, ich habe euch eindeutig beide rein gehen sehen. Hmm … Ich vermute dass das vom Spiel so gewollt ist. Jeder bekommt seine eigene Schanze mit wichtigen Personen zu reden. Solche Quest Bereiche werden In vielen Spielen in Instanzen aufgeteilt.“
Nina: „ … Ach so … „
Sie schaut zur Hütte, als wäre sie nicht ganz davon überzeugt.
Nicolas: „Du hast übrigens um Haaresbreite Sammy versäumt. Er hatte die selbe Idee wie wir und organisiert jetzt, das sich nachher alle in einer Taverne treffen.“
Nina: „Ah, ok.“
Nicolas: „Wie kommst du soweit mit dem Spiel zu recht?“
Nina: „Ahm … ich komme klar, denke ich ...“
Nicolas: „Wahrscheinlich bekommst du als Jägerin auch bald deinen Tier-Begleiter. Hast du schon eine Idee was für einen du haben willst?“
Nina: „Ahm … Ich weiß nicht … welche gibt es den?“
Nicolas: „Genau weiß ich das auch nicht. In den Werbevideos gab es eine Jägerin mit einem Panther. Ich hab' auch welche mit einem großen Wolf gesehen.“
Nina: „Oh … wirklich? ...“
Alleine die Vorstellung scheint ihr schon Angst zu machen.
Nicolas: „Ähm, da gibt es aber sicher auch niedlichere Optionen ...“
Nina: „ … “
[Ich weiß wieder nicht was sie denkt.]
Wir reden mit ihr noch ein wenig über Belanglosigkeiten. Es dauert tatsächlich noch über 10 Minuten bis Tamirat schließlich raus kommt. Ungeachtet meiner Zusicherung das alles in Ordnung ist, sieht Nina jetzt doch erleichtert aus, dass er wohlauf ist. Ich weihe ihn kurz in Sammys Pläne ein und widme mich ohne Umschweife einem Thema zu, dass mir schon ordentlich unter den Fingern brennt:
Nicolas: „Habt ihr von Saren auch eine Quest bekommen?“
Tamirat: „Ich soll die Pirsch-Dachse von den Feldern vertreiben.“
Nina: „Ja, ich auch.“
Nicolas: „Super, wir haben die gleiche Quest! Ich schlage vor, wir formen eine Gruppe und erledigen das zusammen. Was meint ihr?“
Niemand hat Einwände.
Ich lade die Beiden über ein Auswahlmenü in Eine Gruppe ein. Als Gruppenführer bietet sich mir die Möglichkeit festzulegen, wie Erfahrung und Beute in der Gruppe verteil wird und ich wähle eine möglichst gerecht Option. Beides soll gleichmäßig aufgeteilt werde, unabhängig davon, wer wie viel Schaden verursacht, oder wie viele Gegner getötet werden.
[Zeit für die erste Action!]

Nicolas: „Dann wollen wir mal jagen!“


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